Schicke Präsentation der Elbphilharmonie
Die fertig gestellte Elbphilharmonie präsentiert sich mit einem schicken Dronenflug durch die neuen Räume. Eine kleine Drone mit aufgeschnallter GoPro und eine große Inspire 1 fliegen in dem Video durch Eingang, Foyer und Großen Saal. Soweit so unspektakulär.
Allerdings liegt das Video in zwei Versionen – adagio oder presto genannt – vor. Drückt man während des Abspielens die Spacetaste, wechselt man in einen „Actionmodus“ mit anderer Musik und deutlich dynamischeren Bildern. Weil hier alles ein bisschen schneller geht, sieht man auch mehr von den Räumen – und ein kleiner Spieleffekt ist mit dabei, da der spontane Wechsel zwischen den beiden Einstellungen auch optisch und musikalisch erstaunlich gut funktioniert. Eine einfache Idee mit toller Wirkung.
Und wer genau hinsieht, erkennt, dass auch die Typografie an den Wänden durch Überlagerungen einen sehr modernen Weg geht.
Hier geht zum Video: https://countdown.elbphilharmonie.de/en/slowmotion/
David Carson - All For a Few Good Waves
Hermann Zapf 1918–2015
Letzte Woche starb Hermann Zapf im Alter von 96 Jahren. Sein Name ist untrennbar mit Schriften wie der Palatino, Optima oder Zapfino verbunden. Selbst typografisch nicht bewanderte Menschen kennen doch wenigstens die Piktogramme seiner Zapf Dingsbats. Insgesamt gehen über 200 Schriften auf den typografischen Altmeister zurück.
In der Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg aufgewachsen, begeistert sich der immer zu Streichen aufgelegte junge Zapf schon früh für Elektronik. Um beim heimlichen Lesen unter der Bettdecke rechtzeitig vor den Eltern gewarnt zu werden, bastelt er zusammen mit seinem vier Jahre älteren Bruder so manche Alarmanlage. Eine Ausbildung zum Elektroingenieur scheint die logische Folge zu sein. Im Nationalsozialismus findet Zapf aber auf Grund des gewerkschaftlichen Engagements seines Vaters keine Leerstelle und beginnt letztendlich eine Ausbildung als Retuscheur. Eine Ausstellung über die Schriften von Rudolph Koch fasziniert ihn so sehr, dass er sich selbst die Kalligrafie beibringt. Schnell fällt in der Ausbildung seine Begabung für sehr kleine typografische Details auf. Da ihm jetzt aber die Erfahrung im eigentlichen Aufgabenbereich fehlt, beschließt er die Abschlussprüfung nicht abzulegen, sondern eine Anstellung in Frankfurt bei Paul Koch, dem Sohn von Rudolph Koch anzunehmen. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitet Zapf als Grafiker und Kalligraf und mit der Palatino (1949) und der Optima (1958) erscheinen zwei seiner bekanntesten und bis heute populären Schriften.
Weniger bekannt ist dagegen, dass Zapfs technische Begeisterung ihn sehr früh in Kontakt mit den ersten Computern bringt und nach elektronischen Hilfen beim Schriftsatz suchen lässt. Da seine Ideen im Deutschland der 1960er-Jahre auf wenig Resonanz stoßen, beginnt Zapf zunächst in Vorträgen, später auch in Lehrveranstaltungen seine Vorstellungen in den USA zu diskutieren. Ende der 1970er-Jahre gründet er zusammen mit seinen Freunden Aaron Burns und Herb Lubalin (beides Gründer von ITC) ein eigenes Unternehmen, das sich dem elektronischen Satz verschrieben hat und mit einigen Veränderungen bis 1991 besteht.
Nachdem die neue Technik auch in Deutschland populärer wurde, beginnt Hermann Zapf in den 1980er-Jahren zusammen mit der URW Software und Type GmbH die Entwicklung eines anspruchsvollen Satzprogramms, dem HZ-Programm. Später von Adobe übernommen, verrichten noch heute einige der damals entwickelten Algorithmen in InDesign ihre Arbeit.
Sein Wunsch mit einer digitalen Schrift den Qualitäten einer handgeschriebenen Kalligrafie nahe zu kommen, muss aber noch einige Jahrzehnte warten. 2003 erscheint die Zapfino Extra, die mit Hilfe der in den 1990er-Jahren entstandenen OpenType-Technik automatisch über Buchstabenvarianten ein stimmiges Schriftbild erstellen kann.
Ende der 1990er-Jahre beginnt Zapf auch mit Unterstützung von Linotypes Typedirector Akira Kobayashi seine alten Schriften zu überarbeiten. Für beide geht damit ein Traum in Erfüllung. Zapf kann, wie er sagt, alte Fehler korrigieren und Kobayashi, der über ein Büchlein von Zapf seine Liebe zur lateinischen Typografie entdeckt hat, kann mit seinem Idol zusammenarbeiten.
Bild: Martin Joppen
An einer Feier von Linotype zu Zapfs Geburtstag im November 2005 hatte ich die Ehre als Journalist teilnehmen zu können. Zapfs Freunde bekamen einer nach dem anderen die Gelegenheit, ihre kleinen und persönlichen Geschichten zu erzählen. Kobayashi berichtet von einem unermüdlichen Arbeitseifer des damals 87-Jährigen am Computer auf dem Stehpult, einer strikt auf 20 Minuten begrenzten Mittagspause und unzähligen Last-Minute-Korrekturen des „Adlerauges“. Alle natürlich mit Berechtigung und der Verbesserung des finalen Produktes dienlich. Begeistert hält Kobayashi auch die sehr starke Vergrößerung einiger Anmerkungen auf einem Korrekturfax in die Höhe. Trotz winziger Schrift eine unglaubliche Präzision.
In den Genuss der, in einer zapfinoähnlichen Handschrift verfassten, Anmerkungen kam übrigens jeder, der mit Zapf kommunizierte. Trotz seiner Technikbegeisterung wollte er sich in seinem Alter nicht mehr an die neue Technik der eMail gewöhnen und so war das Fax seine bevorzugte Art des Austausches.
Ich habe Hermann Zapf nur wenige Male persönlich erleben dürfen. Er bleibt mir als ein immer freundlicher, sehr aufgeschlossener ruhiger Mann in Erinnerung. Lachfältchen um die Augen strahlen eine Begeisterung aus, die auch im hohen Alter noch immer an den einstigen Alarmanlagenbauer erinnert.
Besser als jeder Nachruf erzählt die Autobiografie aus dem Leben von Hermann Zapf. Gefüllt mit vielen Berichten von Weggenossen, gibt das 2007 erschienene Buch „Alphabetgeschichten – Eine Chronik technischer Entwicklungen“ Auskunft über sein Leben [Pressemitteilung von Linotype zur Veröffentlichung]. In dem exklusiv für Linotype entstandenen Buch kamen erstmals die Palatino Nova und die neue Palatino Sans zum Einsatz. Leider ist das Buch nie im Handel erschienen, bei Linotype nicht mehr erhältlich und damit höchstens antiquarisch zu bekommen.
Update für die mobile Version des Typo-Programms
Keine 24 Stunden nachdem mir die mobile Bedienung des Typo-Programms arge Probleme bereitete, hat die Seite kurz vor der Konferenz ein Update bekommen. Wie der aktuelle Screenshot links zeigt, ist die Darstellung der Programmpunkte jetzt perfekt für den kleinen Handyschirm optimiert und auch die detaillierten Informationen zu jedem Programmpunkt lassen sich problemlos über einen Tap auf den Namen aufrufen. Damit steht der komfortablen Nutzung des Programms während der Konferenz auf Mobiltelefonen und Tablets nichts mehr im Wege.
Das Programm der Typo 2015 mobil ansehen
Donnerstag geht es nach drei Jahren Pause endlich mal wieder zur Typo-Konferenz nach Berlin. Ehrlich gesagt, freue ich mich darauf schon wie ein Kleinkind auf Weihnachten. Der Vorteil gegenüber Weihnachten ist allerdings, dass ich mir das Programm selbst zusammenstellen kann und die „Geschenke“ aka Vorträge von mir ausgesucht werden.
Was mit Firefox auf dem Desktop bestens klappt, will mit Safari unter iOS aber so gar nicht gelingen. Mal abgesehen davon, dass die Formatierung der mobilen Seite den Platz sehr suboptimal ausnutzt, ist der bei Roll-Over angezeigte Pfeil, zu detaillierteren Beschreibungen, auf dem iPhone nicht zu sehen. Auch ein kurzer Tap, der sonst den Roll-Over-Effekt hervorholt, bringt nichts. Im Ergebnis sind die Beschreibungen und auch die Favoriten-Herzchen nicht zu erreichen. Kann es wirklich sein, dass die Webseite einer Designkonferenz im Jahr 2015 mobil nicht zu bedienen ist? Tipps sind willkommen.
Auf die bisher beste Lösung hat mich ein Freund, selbst Webentwickler, gebracht. Der kostenlose Opera mini zeigt unter iOS nach einem kurzen Tap den Pfeil und das Herzchen an. Die Informationen sind damit auch mobil zugänglich.
[Update 19.5.2015]: Die Seite hat ein Update bekommen und ist jetzt auch mobil problemlos zu bedienen.
Mr. Typo und der Schatz der Gestaltung von Alessio Leonardi
Vielleicht kennen einzelne das Buch „Mr. Typo und der Schatz der Gestaltung“ von Alessio Leonardi schon, ganz neu ist es nicht mehr. Aber da es mir erst jetzt in die Hände gefallen ist und ich der Meinung bin, dass man Bücher auch einige Zeit nach dem Erscheinen noch besprechen kann, hier mein Eindruck.
Die Comic-Figur Mr. Typo erblickte 2005 im Zusammenhang mit dem 120-jährigen Linotype-Jubiläum das Licht der Welt und hat inzwischen verschiedene, lehrreiche Abenteuer überstanden. Linotype, mittlerweile von Monotype übernommen, ist auch dieses Mal an der Entstehung des Hardcover-Comics beteiligt. Zusammen mit Tilde (vielleicht ein Hund) und der Maus versucht Mr. Typo zu erklären was eigentlich Typografie und Gestaltung ist (sowas wie Kochen nur mit ganz vielen Zutaten).
Der Comic geht dabei richtig zur Sache und erinnert über weite Strecken an ein Lehrbuch. Nicht nur die Schriftgeschichte, Klassifikationssysteme und Seitenformate sind Thema, sondern auch die Farbtheorie, Gestaltungsraster und Nicht-Lateinische-Schriften werden besprochen. Selbst zu Unicode und Webfonts hat Mr. Typo etwas zu erklären. In leicht verständlichen Texten wird das Wissen zusammen mit anschaulichen, durchaus auch ironischen und witzigen Zeichnungen vermittelt. Natürlich geht es dabei viel um Grundlagen, aber auch gestandene Profis dürften Neues lernen. Oder können Sie spontan erklären, wie Frage- und Ausrufzeichen entstanden sind?
„Mr. Typo und der Schatz der Gestaltung“ vermittelt enorm viel Wissen und gibt einen spannenden Eindruck von den verschiedenen Faktoren guter Gestaltung. Alessio Leonardi ganz besonderer Humor (über den seine Frau manchmal und seine drei Töchter häufiger lachen, wie man im Abspann erfährt) gibt dem Ganzen eine einzigartige Würze. Das Buch lädt immer wieder zum Blätter und Schmunzeln ein. Nur als Nachschlagewerk ist die Form des Comics nicht wirklich geeignet.
Und wenn Sie sich das Buch nicht selbst zur Entspannung gönnen wollen, ist es doch das perfekte Geschenk: sowohl für Leute, die sich mit Gestaltung auskennen, als auch für solche die sich mal mit dem Thema beschäftigen sollten. Und wer kennt nicht Menschen, denen man mal gerne durch die Blume mitteilen möchte, dass sie sich mit Gestaltung beschäftigen sollten.
Mr. Typo und der Schatz der Gestaltung, Alessio Leonardi, Verlag Hermann Schmidt Mainz, 96 Seiten, Format 17 x 24 cm, Festeinband mit Fadenheftung, ISBN 978-3-87439-858-9, 19,90 €
Times New Roman bei Unquiet Film Series
Für die, im Rahmen der „The Unquiet Film Series“ für die Times und Sunday Times produzierten, Clips hat Peter Maynard von Betsy Works viel Aufmerksamkeit und Auszeichnungen bekommen.
Die Folge #3 beschäftigt sich mit der Schrift Times New Roman. Ästhetisch sehr ansprechend, werden einige Fakten zur Schrift zusammen gefasst und Typografen wie Neville Brody oder Jonathan Barnbrook kommen zu Wort.
Leider kann man den Clip nicht einbetten, sondern nur bei Vimeo sehen:
Besuchsempfehlung: Das BMW-Museum in München
Autos interessieren mich eigentlich überhaupt nicht. Mehr als ein notwendiges Transportmittel, was ich hin und wieder leider brauche, kann ich darin nicht erkennen. Und bei den besonders flachen und schnellen Exemplaren verfalle ich nicht in Bewunderung, sondern frage mich eher, wie man in diesen Fahrzeugen wohl etwas transportieren kann. Dass ich jetzt ein Wochenende in München auch für den Besuch des BMW-Museums genutzt habe, ist vor allem einem Vortrag von Joachim Sauter auf der Typokonferenz in Berlin geschuldet, der 2010 verschiedene Installationen und das Konzept vorgestellt hatte.
Selbstverständlich stehen im Museum jede Menge Autos, Motorräder sowie Motoren. Aber auch für gestalterisch interessierte Menschen gibt es einiges zu sehen und damit ist nicht nur die durchdachte, grafisch einwandfreie Präsentation der Ausstellungobjekte gemeint. Zum Beispiel sieht man gleich im ersten Raum eine bewegliche Skulptur aus unzähligen, an Fäden aufgehängten Metallkugeln. Im Raum entstehen nicht nur wabernde Muster und Flächen, sondern es tauchen auch immer wieder die Konturen von Fahrzeugen auf. Hier das Video der Agentur Art + Com.
Von den ausgestellten Fahrzeugen übt das eine oder andere einen ganz besonderen Reiz aus. Die historischen, auch aus heutiger Sicht sehr ungewöhnlichen, aber trotzdem extrem formschönen und teilweise sehr futuristisch wirkenden Exponate sind Futter für das designorientierte Auge. Besonders beeindruckend: einige Autos werden durch parallel gezeigte, alte Familienfotos in ihren gesellschaftlichen Kontext eingebettet.
Ein extra Raum widmet sich BMWs Werbegeschichte. Bewegliche Tafeln zeigen abwechselnd Anzeigen, Plakate und Werbefilme des Autobauers. Typografisch kommen am Anfang die konstruierten Schriften der Bauhaus-Epoche oder lebendige und florale Handschriften im Art-Deco-Stil zum Einsatz. Später wechselt es dann zu der, von der Helvetica abgeleiteten, BMW-Firmenschrift, in der übrigens auch das gesamte Museum gestaltet ist.
Und nicht zuletzt fällt der Blick immer wieder auf die, über mehrere Stockwerke reichenden, von hinten beleuchteten weißen Milchglaswände, auf denen unterschiedliche, schattenartige Animationen laufen. Zusammen mit den Silhouetten der BesucherInnen entsteht eine fantastische Gesamtkomposition, die alleine schon den Besuch des Museums lohnt.
Einziger Wermutstropfen in der Ausstellung: Zwar wird die Firmengeschichte bis hin zu maschinengeschriebene Original-Übernahme-Verträgen detailliert dargestellt. Tafeln, die sich mit BMWs Rolle im Dritten Reich oder dem Einsatz von ZwangsarbeiterInnen beschäftigen, habe ich nicht gesehen.
Wer nach dem Museumsbesuch noch Kraft hat, dem sei der Weg über die Straße zur BMW-Welt empfohlen. Die Ausstellung hier ist definitiv nur etwas für Autofans, aber der gigantische, sehr großzügige Komplex ist für jeden Fan moderner Architektur unbedingt einen Blick wert. Groß angelegte, weite, sehr harmonische Schwünge nehmen dem Gebäude jeglichen kastenhaften Eindruck.
Und wer dann immer noch nicht genug hat, für den liegt das Olympia-Stadium mit den berühmten, architektonisch und gestalterisch sehr markanten, geschwungenen Dachkonstruktionen nur ein paar Schritte entfernt.
Neustart!?
Fast vier Jahre liegt der letzte Eintrag zurück und der damalige Versuch, die invers hier fortzuführen ist aus vielerlei Gründen gescheitert.
Festes Vorhaben für dieses Jahr: So soll es nicht bleiben und ich möchte endlich wieder die eine oder andere Idee hier verwirklichen. Aber wie das mit neuen Jahren und Vorhaben so ist: der Kopf ist voller Ideen, der Schreibtisch voller Arbeit und der Kalender voller Termine ... noch bin ich aber optimistisch. Die ersten Schritte sind gemacht: Zum Ersten hat der Blog hat ein etwas moderneres, auch für mobile Geräte geeignetes, Design bekommen. Und zum Zweiten ist das Ticket für die Typokonferenz in Berlin gekauft und das Hotel gebucht.
2015 kann so weitergehen.